Letzte Ruhestätte im Wald 

Rat befürwortet das Angebot von Bestattungen unter Bäumen

Der Wald als letzte Ruhestätte - das wird künftig auch im Flecken Ottersberg möglich sein. Foto: Dammann

02.01.‘21


Von Uwe Dammann


Fischerhude. Vogelgesang in den Wipfeln und kühlender Schatten unter alten Bäumen. Es ist für viele eine tröstliche Vorstellung, wenn es darum geht, wie man mal beerdigt werden möchte, die letzte Ruhestätte in einem Wald zu finden. So genannte Ruheforste sind im ganzen Land gefragt. Nun will auch der Flecken Ottersberg die Möglichkeit von Waldbestattungen anbieten.
Mit großer Mehrheit befürwortete der Gemeinderat in seiner Sitzung in der Schulaula die Schaffung eines Waldfriedhofs als Ergänzung und Alternative zum bisherigen kommunalen Angebot an Bestattungsmöglichkeiten. Sogenannte RuheForste bieten Ruhestätten in ausgewählten Waldgebieten, die sich durch standortgerechte Baumarten auszeichnen. Der Wald mit all seinen Besonderheiten bleibt erhalten. Er ist Lebensraum und Friedhof zugleich.
Mit diesem politischen Grundsatzbeschluss signalisiert der Gemeinderat den im Realverband Surheide organisierten Waldbesitzern und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen als Kooperationspartner die prinzipielle Zustimmung zu dem Projekt. Danach können die Initiatoren jetzt mit der Detailplanung beginnen.
Der bisherigen Planung zufolge wollen die Waldbesitzer für den Ruheforst Surheide fünf Hektar für 99 Jahre aus der herkömmlichen Forstwirtschaft nehmen. Außerdem sorgt der Realverband für Fußwege, Parkflächen, einen Andachtsplatz und die Ausschilderung. Die Landwirtschaftskammer übernimmt die Kundenberatung samt gemeinsamer Baumauswahl vor Ort, die Vorbereitung und Begleitung von Beisetzungen, die Grabregisterverwaltung, das Vertrags- und Rechnungswesen. Der Flecken erlässt als kommunaler Träger des Ruheforstes Surheide eine Friedhofs- und Gebührensatzung.
Geregelt werden diese Zuständigkeiten in Betriebsführungs- und Dienstleistungsverträgen, die Gemeinde, Realverband und Ruheforst-Gesellschaft der Landwirtschaftskammer untereinander vereinbaren. Daran kann ab jetzt gezielt gearbeitet werden – mit der grundsätzlichen politischen Zustimmung „schaffen wir Planungssicherheit und Handlungsorientierung", betonte Bürgermeister Tim Willy Weber in der Ratssitzung.
In einer Sitzung des Fischerhuder Ortsrates im Juni unter Vorsitz von Ortsbürgermeister Wilfried Mittendorf (FGBO) hatte Annekatrin Mensching, Fachreferentin Waldbestattung bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die von den Waldbesitzern angeregte Idee eines Ruheforstes Surheide erstmals öffentlich vorgestellt. Nach ihren Ausführungen werden auf einem solchen Waldfriedhof üblicherweise pro Hektar 80 Bäume für Bestattungen ausgewählt – auf den Waldgrundstücken an der Surheide also insgesamt rund 400.
Jeder dieser Bäume wäre laut Ruheforst-Konzept möglicher Mittelpunkt eines sogenannten Ruhebiotops, das in kreisförmiger Anordnung Platz für jeweils zwölf Urnengrabstellen bietet. Die Asche der Verstorbenen wird in biologisch abbaubaren Gefäßen im Waldboden beigesetzt. Über Namen und Daten der Bestatteten geben Schilder am Baumstamm Auskunft. Die Gräber sind also, obwohl Teil des natürlichen Waldes, nicht anonym. Angelegt werden Gemeinschafts- sowie Familien- und Freundschaftsbiotope. Eine Besonderheit ist das Regenbogenbiotop: Es bietet früh- oder totgeborenen Kindern eine speziell markierte Grabstätte.
Die Mehrheit des pandemiebedingt in dezimierter Besetzung tagenden Kommunalparlaments sprach sich uneingeschränkt für die Einrichtung des Ruheforstes Surheide aus. Neben 15 Ja-Stimmen gab es aber auch drei Enthaltungen und drei Ablehnungen. Die richteten sich nicht unbedingt gegen das Projekt selbst, sondern gegen die Kürze des Meinungsbildungsprozesses: Der Ruheforst war nur im Ortsrat vorgestellt, aber nie in einem politischen Gremium inhaltlich beraten worden.
Einen Antrag auf Vertagung der Entscheidung lehnte der Rat jedoch mehrheitlich ab. Auch Bürgermeister Tim Willy Weber sah keinen Sinn in der Verzögerung eines allgemein für gut befundenen Projekts: Trotz Bedenken hier und da „werden wir uns für den Ruheforst entscheiden, zumal es auch Bedarf dafür gibt", so Weber.

 

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Übrigens:

"Wer nichts waget, der darf nichts hoffen."

Friedrich Schiler

Wer ist eigentlich:

Dennis Koch

Persönlicher Assistent für Menschen mit Einschränkungen, Jahrgang 1987, getrennt lebend, zwei Kinder
wohnt in Otterstedt

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