Blumenmeer oder 
 Kreiselkunst? 

Untere Verkehrsbehörde stoppte Kunstwerk auf der Zielgeraden

Ottersberger Kreisel, Foto von Harald Steege (CC BY-NC 3.0 DE)

17.04.‘17

von Tim Weber

Das gelbe Blumenmeer erinnert an die Diskussion um das Kunstwerk am Ottersberger Kreisel. Ein Antrag der FGBO und Grünen, in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Künste im Sozialen (HKS), ein Kunstwerk am Kreisel aufzustellen, wurde im Kulturausschuss angenommen und vom Rat in den Haushalt eingestellt.

Jury sollte die Entscheidung treffen
An der Hochschule wurde ein Wettbewerb in Zusammenarbeit mit Professor Michael Dörner ausgeschrieben. Die Entwürfe wurden im Januar 2016 im Rathaus ausgestellt. Aus der Öffentlichkeit kamen einzelne Rückmeldungen, welche die Blumen erhalten wollten. Im Februar fand eine gemeinsame Sitzung von Kulturausschuss und Ortsrat Ottersberg statt. Bei diesem Treffen einigten sich die Anwesenden darauf, dass die Entscheidung der Jury akzeptiert würde. Es wurde vier Vorschläge in die nähere Auswahl genommen. Außerdem wurden drei Jury-Mitglieder benannt, die Hochschule benannte ebenfalls drei Mitglieder. Die Jury traf sich Anfang April und entschied sich für ein Kunstwerk, das keine Blumen vorsah. Maßgeblich für die Jury war, dass in die Höhe weisende Kunstwerke optisch dem Platz nicht gerecht geworden wären.

Blumen und Kunstwerk vertragen sich nicht
Es gab dann noch zwei Treffen mit den Künstlerinnen, ob Blumen und Kunstwerk vereinbar seien. Eine Begehung fand am Kreisel mit Heinz Kahrs statt, der die Blumen pflegt und sich für deren Erhalt aussprach. Das Kunstwerk, bunte Zelte mit einer Höhe von 64 cm, wäre aber von Blumen verdeckt worden. Der Ortsbürgermeister informierte in der Zwischenzeit den Ortsrat, der die Entscheidung der Jury zur Kenntnis nahm.

Öffentlichkeit wird zu spät informiert
Der damalige Ortsbürgermeister versäumte es, die Öffentlichkeit rechtzeitig zu informieren. Er hatte den Konflikt, dass sich einerseits eine klare Mehrheit für ein Kunstwerk ausgesprochen hatte, andererseits fürchtete er aber, das Verschwinden der Blumen würde auf Kritik stoßen. Erst Anfang Juli 2016 fand eine gemeinsame Sitzung des Kulturausschusses und des Ortsrates statt. Von einem Anlieger wurde harsche Kritik geäußert, der Entwurf sei gar keine Kunst. Die sich anschließende Diskussion war glücklicherweise feinsinniger. Die Vereinbarung, dass die Jury die Entscheidung zu treffen habe, spielte auf einmal keine Rolle mehr. Der Kulturausschuss hätte sich deutlich für das Kunstwerk, der Ortsrat dagegen entschieden. Denn SPD und CDU distanzierten sich von ihrer früheren Zustimmung. Ein spontaner Antrag von Reiner Schnäpp auf eine Bürgerbefragung wurde abgelehnt. Die Entscheidung wurde vertagt.

Wahlkampfthema und auch nicht
Reiner Schnäpp, aktueller Ortsbürgermeister, startete eine Unterschriftensammlung für eine Bürgerbefragung, in der er einseitig über die zu entscheidende Frage informierte. Die SPD distanzierte sich von dieser Aktion und organisierte eine Abendveranstaltung, die von 20 Personen besucht wurde. Die aufgeworfene Frage, ob das ausgewählte Kunstwerk an der Stelle genehmigungsfähig sei, wurde später auf Anfrage bei der Verwaltung bestätigt. Die örtliche Verwaltung hatte diese Frage allerdings noch nicht geklärt, da eine Entscheidung in der Sache nicht getroffen war; sie ging von der Genehmigungsfähigkeit aus, da auf anderen Kreiseln auch Kunstwerke stünden. Die Entscheidung in der Sache wurde auf die Zeit nach der Wahl vertagt und an den nicht öffentlich tagenden Verwaltungsausschuss verwiesen.

Verkehrsbehörde stoppt Kunstwerk
Der Verwaltungsausschuss entschied sich deutlich für das Kunstwerk. Doch die untere Verkehrsbehörde genehmigte das Kunstwerk nicht, da sie fürchtete, dass die bunten Installationen für Kinder den Anreiz schaffen würden, über die stark befahrene Straße zu rennen und dadurch lebensgefährliche Situationen entstehen könnten. Der Bürgermeister verkündete diese Entscheidung eine Woche später im Rat. Die Ratsmitglieder selbst waren unangenehm überrascht.

Wie geht es nun weiter?
Die HKS hält die Argumente der unteren Verkehrsbehörde nicht für stichhaltig und bemüht sich weiterhin um eine Genehmigung. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Natürlich könnte die Gemeinde in Absprache mit der HKS den von der Jury an zweiter Stelle ausgewählten Entwurf umsetzen. Dafür müsste die Entscheidung der unteren Verkehrsbehörde akzeptiert werden, und der Prozess neu angestoßen werden.

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Übrigens:

"Wer nichts waget, der darf nichts hoffen."

Friedrich Schiler

Wer ist eigentlich:

Amadea Beyer

Mediatorin, Jahrgang 1969, zwei Kinder
wohnt im Ortsteil Bahnhof.

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