Medizin ohne Diagnose 
 hilft auf Dauer nicht 

Bericht aus Umwelt- und Landschaftspflegeausschuss vom 26.02.2014

07.03.‘14

Zum wiederholten Male stand die Problematik des Otterstedter Sees auf der Tagesordnung. Vor ca. acht Jahren verhinderten Blaualgen die Nutzung des Sees als Badevergnügen. Blaualgen erzeugen Juckreiz und Übelkeit. Sie ernähren sich von Phosphor. Phosphor entsteht wiederum durch zu viele Nährstoffeinträge. Bis heute ist unklar, ob der Phosphorgehalt hauptsächlich in den Sedimenten (Bodenablagerungen) ist oder durch äußere Einflüsse verursacht wird.

Damals wurde Bentophos zugfügt und die Blaualgen gingen zurück. Bei der CDU-Frakion hat sich nun der Eindruck verfestigt, dass das Fällmittel Bentosphos die Lösung sei. Etwas heikel ist es hingegen, dass eine Firma die Meßwerte ermittelt, die Empfehlung ausspricht und das Fällmittel verkauft. Auf Empfehlung der Bunten Gruppe

(SPD, Grüne und FGBO) bewertete ein anderes Institut die Wirksamkeit von Bentophos.

Auf der vorletzten Sitzung nun wurde über die Einschätzung des Institutes Polyplan bezüglich einer weiteren Bentophosgabe beraten. Dem Institut Dr. Nowak wurde die Gelegenheit zur Stellungnahme eingeräumt. Diese Stellungnahme und der Monitoringbericht 2013 des Institutes Dr. Nowak waren Anlass für eine heftige Diskussion.


Polyplan hat auf Grundlage der Monitoringberichte vom Institut Nowak und aktuellen wissenschaftlichen Publikationen die Wirkung einer Benthophosanwendung im Otterstedter See 2006 analysiert und bewertet.


Die Hauptaussage ist, dass auf Grund fehlender und nicht verifizierbarer Daten direkt vor Anwendung, es nicht möglich ist, die direkten Wirkungen von Bentophos abzuleiten. „...ein eindeutiger Nachweis der Phosphorbindung im Sediment konnte nicht geliefert werden. Um dies zu erörtern wären genauere Daten notwendig.“


Zusammenfassend stellt Polyplan die Eignung von Bentophos als Fällmittel prinzipiell nicht in Frage. Der Einsatz mache langfristig nur Sinn, wenn geklärt ist, dass die internen Phosphorquellen (Phosphor im Sediment und Wasserkörper) größer sind als die externen Phosphorquellen (Badegäste, Lufteintrag, Zuflüsse aus dem Einzugsgebiet, Grundwasserzuflüsse). Außerdem sollten noch Bedingungen überprüft werden, die die Wirkung von Bentophos hemmen können (ph Werte außerhalb von 5-9, hoher Huminsäureanteil im Wasser).


In seiner Stellungnahme schreibt das Institut Dr. Nowak:

In diesem Zusammenhang drängt sich eine Überlegung hinsichtlich der Relevanz externer P-Einträge auf. Wir stimmen zu, dass es im Rahmen einer Sanierung sinnvoll ist, diese Einträge zu quantifizieren, fürchten jedoch, dass diese überschätzt werden. ...“

Im Monitoringbericht 2013 kommt das Institut Dr. Nowak in seiner Bewertung zu der widersprüchlichen Aussage:

Dennoch sollten Maßnahmen zur Kontrolle des Nährstoffpools im Sediment in diesem Jahr endlich in Angriff genommen werden.

So werden z.B. über das Anfüttern von Fischen und auch das Baden weiterhin Nährstoffe in das Gewässer eingetragen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Phosphatbindekapazität des Bentophos irgendwann abgesättigt ist und es dann, wie von uns vorgeschlagen, einer Nachdosierung bedarf. Dies ist, bei unverminderter Nährstoffzufuhr gängige Praxis, und .....“

Diese Aussagen und Bewertungen waren die Grundlage für heftige Auseinandersetzungen im Ausschuss. Die CDU stellte den Antrag, Bentophos zum nächstmöglichen Termin einzubringen, erhilet aber keine Mehrheit.


Die Bunte Gruppe sprach sich dagegen aus, da nach dem Institut Dr. Nowak der Gesamtphosphorpool des Sees seit dem erstmaligen Einsatz stagniert bzw. leicht rückläufig ist. Die Mehrheitsgruppe sieht auch die Gefahr, dass die Ansprache an die Nutzer des Sees ins Leere läuft, wenn das „Medikament“ Bentophos in regelmäßigen Abständen dazugegeben wird. Und wer hinterfragt den regelmäßigen Einsatz von Bentophos, wenn Anwendung und Monitoring von derselben Firma erfolgt?
Immer wieder Bentophos zuzugeben, ohne die Ursachen für den Phosphorgehalt zu kennen, gleicht einer Behandlung ohne Diagnose.

Die Bunte Gruppe sprach sich dafür aus, den erarbeiteten Maßnahmenkatolog fortzusetzen. Wilfried Mittendorf stellte den Antrag, Polyplan hinzuziehen, damit fehlende Daten erarbeitet werden, die geplanten Maßnahmen bewertet und begleitet werden. Gegen die Stimmen der CDU wurde das im Ausschuss befürwortet.


Automatismus verstellt den Blick auf eventuell bessere Lösungen.


von Wilfried Mittendorf
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Übrigens:

"Wer nichts waget, der darf nichts hoffen."

Friedrich Schiler

Wer ist eigentlich:

Martina Freiberg

Entwicklungshelferin, Jahrgang 1967, verheiratet, 2 Kinder
Martina Freiberg lebt seit 2003 in Fischerhude und kandidiert für den Gemeinderat und den Ortsrat Fischerhude.

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